Von den Künstlerbildnissen Kolbes wurde das Porträt des Malers Max Slevogt (1868–1932) besonders geschätzt, auch vom Dargestellten selbst. Als er erste Fotografien vom Gipsmodell erhalten hatte, schrieb Slevogt: „Wir sind alle von dieser Arbeit gepackt und ich bilde mir etwas ein, so auf die Nachwelt zu kommen“ (Brief an Georg Kolbe, 20.6.1926, Archiv Georg Kolbe Museum, Berlin, GK.398). Der neoimpressionistische Stil, zu dem Kolbe Mitte der 1920er-Jahre übergegangen war, eignete sich besonders für die Wiedergabe vom „Löwenhaupt“ des Malers (Georg Kolbe, zit. nach Johannes Guthmann, Goldene Frucht, Tübingen 1955, S. 337). In den 1920er-Jahren erwarben vier deutsche Museen je ein Exemplar der Büste: Neben der Nationalgalerie waren das die Kunsthalle Bremen (1926), das Landesmuseum Hannover (1928) und die Gemäldegalerie in Dresden (1929; heute in der dortigen Skulpturensammlung). Die Berliner Bronze wurde mit Mitteln des preußischen Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung angekauft. Das 1927 gegossene Exemplar aus dem Besitz des Malers ist Eigentum der Slevogt-Galerie (Landesmuseum Mainz). Zu der Originalauflage von sechs Bronzen kamen später zwei posthume Stücke hinzu. Werke und Wirken des Malers Slevogt und des Bildhauers Kolbe überschnitten sich mehrfach, zum Beispiel bei Porträtaufträgen, bei Sammlern und Modellen sowie der Mitgliedschaft in Künstlerverbänden – vor allem der Berliner Secession und dem Deutschen Künstlerbund. Ab 1919 gehörten beide Künstler der neu gegründeten Ankaufskommission der Nationalgalerie an. | Ursel Berger
